Sonntag, 21. Juni 2015

Alesd

Etwas fällt auf: die Zeit vor 1989 und die Revolution sind gar kein Thema mehr bei den Gesprächen in Rumänien.  Was die Leute beschäftigt ist der letzte große Einschnitt: der Beitritt zur EU. Bei aller Bürokratie scheint er viel Positives im Land bewirkt zu haben. Die EU ist auch eine treibende Kraft im veränderten Umgang mit den Roma. 

Das Kinderheim in Alesd
Das Ehepaar Denes leitet das Haus, sie ist Sozialarbeiterin, er der Ortspastor. Gegründet wurde das Heim vom Ehepaar Sattler, beide sind verstorben.
Im Haus sind Waisen und Kinder aus sozial schwierigen Verhältnissen (Sozialwaisen) aus dem ganzen Kirchendistrikt untergebracht. Das Heim muss offizielle Normen erfüllen, es muss staatl. akkreditiert sein. Das Amt entscheidet auch darüber, welche Kinder kommen dürfen, übernimmt aber nur 20% der Kosten (von 1997 bis 2014 trug der Staat nur 8%). Dafür hat der Staat das Recht jederzeit das Haus zu kontrollieren. Die restlichen Kosten tragen ausländische Kirchen, wie auch unsere. Zunehmend beteiligt sich auch die eigene Kirche und die Gemeinden sammeln Kollekten für das Heim. 

Das Heim arbeitet 365 Tage im Jahr, es besteht aus einem Haus für die Kinder bis 14 und einem Haus für die älteren bis 25 Jahre. Meist verlassen sie das Haus früher, wenn sie einen Beruf finden und ein eigenes Leben beginnen. Die pädagogischen Mitarbeiterinnen im Haus verdienen 160 Euro im Monat und das ist noch mehr als man in der örtlichen Schuhfabrik verdienen kann. Ein Junge hat das Heim verlassen und arbeitet in Schweden - er verdient das 11fache seiner ehemaligen Betreuerinnen.

Das Ehepaar Denes erwartet, dass der Staat bauliche Veränderungen am Haus verlangen wird. Finanzielle Unsicherheiten und bürokratische Anforderungen belasten die Arbeit im Haus.

Der Betrieb des Hauses kostet ca. 6800 Euro im Monat.


Kirchenrätin Judit Vincze zwischen dem Ehepaar Denes.

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