Montag, 22. Juni 2015

Was hat es gebracht?

Mit dem letzten Tropfen Diesel erreichen wir den Flughafen in Budapest. Das Ende der Fahrt ist erreicht. Nur noch der Rückflug und die Heimfahrt mit Auto oder Zug liegen vor uns in der Vorfreude auf Zuhause. Voller Eindrücke kehren wir zurück.

Was hat's gebracht?

Diese Frage vom Anfang der Fahrt, was wird es wohl bringen?, scheint mir jetzt völlig abwegig. Es war unglaublich beeindruckend und interessant. Ein Privileg, an dieser Reise teilnehmen zu dürfen. Diese wirklich schwierigen Lebensbedingungen der Menschen und die engagierten, diakonisch orientierten Christen, die sich diesen Schwierigkeiten entgegenstellen. Am elendsten sind sicher die Lebensbedingungen in der Ukraine, noch verschlimmert durch den Krieg im Osten des Landes. Aber auch in den EU Mitgliedern Slowakei und Rumänien gibt es immer noch viel Elend, das mit billigen Arbeitskräften, Zwangsarbeit, Menschenhandel aber auch der Abwerbung von gut ausgebildeten Spezialisten Auswirkungen bis nach Deutschland hat.

Wir haben viele Projekte kennengelernt, die es alle Wert sind unterstützt zu werden und wir haben bewundernswerte Menschen kennengelernt, die diese Projekte prägen, vor allem vielleicht in der Arbeit mit den Roma - sei es aus echter, interessierter Zuwendung heraus oder als  Überlebensstrategie, um neue Mitglieder für die Kirche zu gewinnen. Dies Arbeit durchbricht Grenzen und lässt ganz Neues entstehen. 

Man wird auch etwas demütig bei dem, was wir in Deutschland als Probleme empfinden. Hier geht es oft um das nackte Überleben. Vor allem für die alleinstehenden pflegebedürftigen Senioren, die oft niemanden haben als die neu gegründeten Pflegestationen oder Seniorenheime. Aber auch für die Waisenkinder und Kinder aus sozial schwierigen Familien, von denen ja nur ein Bruchteil der Betroffenen einen Platz im Kinderheim oder den Tagesstätten finden.

Natürlich lernt man hier auch, wie Geschichte und ihre Interpretation das Leben prägen können. Die Ungarn leiden bis heute unter der Reduzierung ihres Territoriums nach den Weltkriegen. Ungarn leben in all diesen Ländern und fühlen sich irgendwie zusammengehörig und müssen sich dennoch jeweils mit den Ländern arrangieren, in denen sie nunmal leben.

Zum Abschluss ein Wort zu unserer Reisegruppe. Es war ne tolle Gruppe! Thomas Fenders "Aufsitzen Jungs!" beim Start mit dem Auto wird mir in Erinnerung bleiben, ebenso wie die Standardfrage bei der Ankunft im Quartier  "Haben sie einen Wifi-Schlüssel?", oder die bange Sorge um ausreichende Versorgung hinter der Frage "Wann gibt es Mittagessen" und natürlich "Sie überschreiten die Geschwindigkeitsbegrenzung!" aus dem Navi oder mein Satz, mehrmals täglich ausgesprochen über meine 5 Mitreisenden: "Ihr Grafschafter seid auch irgendwie besonders."

Misca - Micsike ( ungarisch )

Das Projekt besteht seit 2002 und wurde mit viel Hilfe aus Holand aufgebaut. Romakinder aus der ganzen Region leben hier während der Woche und gehen hier zur Schule. Wieder gewinnen beide Seiten: Die Dorfschule hat genug Schüler und die Roma ein Zuhause. Auch hier ist es ein großes Anliegen, den Lebensstil der Romafamilien zu ändern: mehr Verantwortung für sich übernehmen, langfristig denken, Ordnung halten. Pädagogische Anreize: Wenn ihr Lebensmittel wollt, lernt euer Haus zu putzen. Deswegen betreibt dieses Projekt auch einen 250 ha großen Bauernhof mit Kühen und Schweinen, wo Roma arbeiten können. Der Hof versorgt das Heim. Und auch hier ist es ein ganzes Stück Arbeit, einen guten Kontakt zur Dorfbevölkerung aufzubauen und Vorurteile gegrnüber den Roma abzubauen. Gegründet und geleitet wird das Projekt von einem Ehepaar, sie ist Lehrerin, er ist studierter Landwirt. Passt gut.

Pastor Zsolt Farkas, verantwortlich im Bischofsamt für die diakonischen Projekte, führt uns an diesem Tag bei wunderbarem Wetter hierher. Er und Judit Vincze stehen für einen Neuanfang der Diakonie in diesem Distrikt in der Nach-Tökes Ära. Der Distrikt muss jetzt Nachholen, was Klausenburg an Vorsprung gewonnen hat und unter Bischof Tökes in Oradea nicht möglich war.

Das Kinderheim in Misca.

Sonntag, 21. Juni 2015

Achter Tag - Diakonie in Oradea


Seit 2014 fördert HEKS (das Hilfwerk der schweizer Kirchen) die Kooperation in den beiden Distrikten in der Diakoniestiftung Diakonia. Zunächst wurden gemeinsame Standards erarbeitet. HEKS fördert diese Zusammenarbeit, fordert aber auch, dass die von ihnen geförderten Projekte irgendwann auf eigenen Füßen stehen. 


Neben der Altenpflege hat die Diakonie zwei wichtige Projekte: eines gegen Menschenhandel und Ausbeutung im Ausland. Viele Menschen informieren sich hier und die Mitarbeiterinnen gehen auch in die Schulen um dort zu informieren.
Diese Arbeit ist eine Reaktion auf das Problem, dass viele Rumänen ohne jede Information z.B. nach Deutschland gehen und dort radikal ausgebeutet werden, weil sie sich einfach nicht auskennen.

Das andere wichtiges Projekt ist eines gegen häusliche Gewalt. Für beide Projekte gibt es gut gemachte Flyer in verschiedenen Sprachen.

In der Altenpflege im Rahmen der Diakonia-Stiftung bietet die häuslichen Pflege drei Elemente: Baisc care, community service und medical service.

Geplant sind die Arbeit mit Behinderten und eine Werkstatt für Behinderte, weitere diakonische Niederlassungen mit Informationspunkten über die Arbeit im Ausland und Seniorenbetreuung für aktive Senioren.

Die Diakonie arbeitet an mehreren Standorten nach dem Meravorbild mit Roma.

Die EU fordert von Rumänien einen anderen Umgang mit den Roma und fördert stark die Arbeit mit ihnen.

Zitat Pastor Farkas: "Es gibt in diesem Landkreis Bihor viele Roma und sie sind ungarisch."Also gibt es 11 Projekte der Romamission im Landkreis.

Judit Vincze

Judit Vincze ist seit 2007 Kirchenrätin für Mission und Diakonie im Kirchendistrikt Oradea. Sie vertritt uns gegenüber das Bischofsamt. Seit 2010 arbeiten beide Distrikte in der Diakonie zusammen. 

Generell ihre Meinung zur Lage der Kirche: Gerade in dieser Zeit müsse die Kirche viel Orientierung geben, denn die Bevölkerung ist verunsichert. Korruption ist das große Thema. Überall werden Bürgermeister und auch Ärzte angeklagt. Überall versackt das Geld in dunklen Kanälen anstatt zum Beispiel in Straßen und Infrastruktur zu fließen. (Orientierung scheint das bischöfliche Thema in Klausenburg und Oradea)

Es gibt seit 2010 im Kirchenkreis die Stiftung Lampas (Lampe) zur Förderung der Diakonie im Kirchendistrikt. Stiftung bedeutet, man kann Gelder aus Ungarn bekommen. Kirchengemeinden dürfen das nicht direkt. Zur Gründung einer Stiftung braucht man nur eine relativ geringe Summe Geldes und schon hat man sie gegründet. Das Geld zur Gründung von Lampas gab das Gustav Adolf Werk.

Auch für Judit Vincze ist die Arbeit mit den Roma eine große Chance der Kirche: "Als Beauftragte für Mission sage ich, wir haben einen Verkündigungsauftrag nicht nur für die Ungarn. In vielen Dörfern leben immer weniger Ungarn und daneben die Roma - aber hunderte von Roma. Die Arbeit mit ihnen ist eine Chance."

Ihr Traum: in jeder Gemeinde neben Pfarrer und Kantor auch einen Diakon anstellen für das Profil der Kirche.

Sie erklärt uns das diakonische Engagement ihrer Kirche. Z.B. gibt es in Satu Mare eine ganz neue Kirchengemeinde und bei Baia Mare eine Gemeinde mit diakonischem Profil, in Zalonta gibt es ein sehr schönes Altersheim, von Holland gefördert, in Satu Mare gibt es ambulante Pflege und Sozialküche. Auch im Temesvar gibt es eine Sozialküche und noch in diversen anderen Gemeinden. Es gibt ein Jugendheim. Und und und - es gibt auch noch andere Projekte. Sie stellt uns eine Präsentation zusammen.

Judit Vincze möchte gerne die Diakonie der Gemeinden zusammenbringen, denn bisher arbeitet jeder für sich. Vernetzung innerhalb der Kirche ist ihr Ziel.

Problem: bis heute erkennt der rumänische Stadt die Diakonie der reformierten Kirche nicht an.

Auf Nachfrage nach überkonfessioneller Vernetzung erläutert sie: Ökumenische Diakonie sieht sie als keinen gangbaren Weg. Die Baptisten wollen unter Reformierten missionieren, die deutschen Lutheraner bekommen genug Geld aus Deutschland und haben kein Interesse an Zusammenarbeit, die katholische Caritas will auch nicht mit den Reformierten zusammenarbeiten. Auf die orthodoxe Kirche kommt sie gar nicht erst zu sprechen. Die Ökumene ist wohl noch stark getrennt. 

Judit Vincze zeigt uns eine Präsentation über die diakonischen Aktivitäten im Distrikt Oradea

Zu schnell?

Da ist es passiert. Der Kleinbus wird von der rumänischen Polizei herausgewunken. Etwa, weil nur ein Licht funktioniert? Nein, er sei zu schnell gewesen. 62 statt 50.
Aber ich sitze im Auto von Judit Vincze. Viele Autos haben uns vor dieser Kontrolle gewarnt. Zu schnell waren wir sicher nicht. Vermutung von Judit Vincze: das ungarische Kennzeichen. Und tatsächlich: es wird noch ein anderes ungarisches Auto herausgewunken. So ist das wohl in dieser Gegend zwischen Ungarn und Rumänen. Es kann allerdings auch sein, dass heute allgemein ausländische Autos auf der Abschussliste stehen.
97 Lei wechseln den Besitzer.

Ich dokumentiere die Kontrolle im Spiegel.

Alesd

Etwas fällt auf: die Zeit vor 1989 und die Revolution sind gar kein Thema mehr bei den Gesprächen in Rumänien.  Was die Leute beschäftigt ist der letzte große Einschnitt: der Beitritt zur EU. Bei aller Bürokratie scheint er viel Positives im Land bewirkt zu haben. Die EU ist auch eine treibende Kraft im veränderten Umgang mit den Roma. 

Das Kinderheim in Alesd
Das Ehepaar Denes leitet das Haus, sie ist Sozialarbeiterin, er der Ortspastor. Gegründet wurde das Heim vom Ehepaar Sattler, beide sind verstorben.
Im Haus sind Waisen und Kinder aus sozial schwierigen Verhältnissen (Sozialwaisen) aus dem ganzen Kirchendistrikt untergebracht. Das Heim muss offizielle Normen erfüllen, es muss staatl. akkreditiert sein. Das Amt entscheidet auch darüber, welche Kinder kommen dürfen, übernimmt aber nur 20% der Kosten (von 1997 bis 2014 trug der Staat nur 8%). Dafür hat der Staat das Recht jederzeit das Haus zu kontrollieren. Die restlichen Kosten tragen ausländische Kirchen, wie auch unsere. Zunehmend beteiligt sich auch die eigene Kirche und die Gemeinden sammeln Kollekten für das Heim. 

Das Heim arbeitet 365 Tage im Jahr, es besteht aus einem Haus für die Kinder bis 14 und einem Haus für die älteren bis 25 Jahre. Meist verlassen sie das Haus früher, wenn sie einen Beruf finden und ein eigenes Leben beginnen. Die pädagogischen Mitarbeiterinnen im Haus verdienen 160 Euro im Monat und das ist noch mehr als man in der örtlichen Schuhfabrik verdienen kann. Ein Junge hat das Heim verlassen und arbeitet in Schweden - er verdient das 11fache seiner ehemaligen Betreuerinnen.

Das Ehepaar Denes erwartet, dass der Staat bauliche Veränderungen am Haus verlangen wird. Finanzielle Unsicherheiten und bürokratische Anforderungen belasten die Arbeit im Haus.

Der Betrieb des Hauses kostet ca. 6800 Euro im Monat.


Kirchenrätin Judit Vincze zwischen dem Ehepaar Denes.

Samstag, 20. Juni 2015

Siebter Tag - unterwegs in Siebenbürgen

Abends laufen ja oft die besten Gespräche. Mit dem Leiter der Diakonie, Dr. Artur Sarosi, und dem Diakoniepastor Istvan Kovacs verbrachten wir einen anregenden Abend in Klausenburg. Fazit ungefähr: Die Roma mehr zu integrieren ist eigentlich der einzige Weg, die sterbenden Gemeinden zu retten. Und wenn man sich ihnen zuwendet stellt man fest: sie sind gar nicht so anders als wir. Sie sind strebsam und ordentlich, wenn man ihnen die Gelegenheit gibt. Alle Seiten gewinnen.

Arbeit mit Roma in Mera
Agnes Pattantyus zeigt uns das Projekt. (Sie ist die Tochter von Prof. Gereb, der damals in den 90ern das theologische Institut leitete, als meine Frau und ich als Deutschlehrer da waren - das ist tatsächlich schon 20 Jahre her!)

Das Projekt in Mera wurde vom jetzigen Leiter der Diakonie in Klausenburg, Dr. Artur Sarosi, gegründet und ist heute ein Beispiel für viele Projekte im Land. Die Grundidee von Sarosi ist: die Roma wahrnehmen. Und aus dieser Grundhaltung entwickelt sich viel positives für beide Seiten. Die ungarisch-reformierten Gemeinden bekommen neues Leben und die Roma eine Zukunft. Heute gibt es in Mera ein Pflegeheim mit bald 30 Plätzen, ambulante Pflege und das Kinderprojekt.
Der Beginn war eine Arztpraxis. Viele Roma im Dorf hatten keine Pässe, man konnte sie nicht abrechnen (bis heute sind viele Roma nicht registriert. Offiziell gibt es 2 Mio. Man rechnet mit 8 Mio. In Rumänien bei etwa 17 Mio Einwohnern). So wurde das Potenzial der Roma entdeckt.
2001 begann die Arbeit mit den Kindern in der Schule. Ziel: bessere Bildung für Romakinder. Man brauchte aber auch Essen. Gekocht werden durfte in der Schule nicht. Also raus aus der Schule in ein Haus im Dorf. Seit 2004 wurde gebaut, es entstand ein Pflegeheim mit 2 Räumen für die Arbeit mit den Kindern. Bald entstand die Frage, was passiert nach der 4. Klasse? Und die Erkenntnis, man muss eigentlich schon im Kindergarten mit der Bildungsarbeit beginnen. 2009 wurde es zum EU Projekt, was viel Aufwand kostet und die Gelder kommen oft erst nach 2 Jahren, was überbrückt werden muss. Keiner aus der EU  kommt zu den Projekten, was viel Missbrauch hervorbringt. Viele Projekte existieren nur auf dem Papier. Also auch viel Misstrauen von Seiten der EU, was noch mehr Dokumentationspflichten hervorruft.

In der Zwischenzeit nehmen auch ungarische Kinder an dem Pogram teil. Jedes Jahr werden einfach die 50 ärmste Kinder ausgewählt. Es vermischt sich langsam. Erst wollten die Ungarn nicht zusammen mit den Roma gefördert werden. Die Roma lernen viel in Hygiene (Läuse), Lebenseinstellung (Disziplin, regelmäßiger Schulbesuch, Benehmen) und Bildung. Eltern sind hier oft keine Vorbilder, es kostet viele Hausbesuche, die vormittags erledigt werden.

Die ersten Kinder wechseln schon auf weiterführende Schulen auch in Klausenburg. Dort müssen sie hohe Hürden überwinden, weil ihnen mit Vorurteilen begegnet wird und sie besser sein müssen als andere. Damit erfüllt sich das eigentliche Ziel des Projektes: die Schule beenden und einen Beruf erlernen.

In der Zwischenzeit wurden in 15 Ortschaften Projekte nach dem Modell Mera gegründet. Der Erfolg hängt auch oft vom Bürgermeister und vom Ortspastor ab, deren Meinung in den Dörfern viel zählt.
Dies geschieht nicht nur in ungarischen Dörfern, auch in rumänischen und dann auch in der rumänischen Sprache.
Anders als in Mera werden in den anderen Orten die Räumlichkeiten von der Kommune oder anderen Partnern vor Ort gestellt.

(Es beschleicht mich der Gedanke, dass die hiesigen ungarischen und bestimmt auch die deutschen Dörfer und Kirchen erleben, was Europa insgesamt bevorsteht. Das Absterben der alten Kultur und die sprühende Jugend der Roma. Entweder man führt sie an unsere Kultur heran, oder mit ihnen entsteht etwas ganz Neues. Die Zukunft scheint ihnen ohnehin zu gehören. - Aber das ist nur ein Gedanke.)

Agnes Pattantyus führt uns durch die Romasiedlung in Mera.

Sechster Tag - Klausenburg (ungarisch Koloszvar/ rumänisch Cluj-Napoca)

Man sieht schon an den geposteten Texten: für mich war der 4/5. Tag in der Ukraine der Höhepunkt unserer Fahrt. Heute ein Text für den sechsten Tag.

Abschied von Bela Nagy am Morgen: bevor er uns zurück nach Ungarn zu unserem Auto bringt hat er schon 4 Schweine geschlachtet und erscheint im schicken schwarzen Anzug, vorbereitet für eine Konferenz, die um 10.00 Uhr beginnen soll. Er ist ein Phänomen.

Wir dagegen sind wohl alle etwas erledigt. Außer Thomas Fender am Steuer hängen alle ziemlich in den Seilen auf der Strecke nach Rumänien. Alle dösen vor sich hin.
Aber dann die Ankunft in Klausenburg, der quirligen Großstadt. Voller junger Menschen, heute muss Uniabschluss sein. Eine große Fete am Abend zeichnet sich in der Stadt ab.

Empfangen werden wir in der Stadt von Diakoniepastor Istvan Kovac (Stefan Schmidt auf deutsch). Er bringt uns zum Bischof.
Aus dem Gespräch mit Bischof Bela Kato ist eigentlich als Grundaussage zu nennen: die Kooperationen mit Deutschland laufen gut und sollten intensiviert werden.
Näheres über seine Kirche:
Es gibt 360000 Gemeindeglieder in 550 Gemeinden in seinem "Siebenbürgischen Reformierten Kirchendistrikt". Davon hat die Hälfte der Gemeinden unter 450 Gemeindeglieder, der Zahl, wo es mit einer Pfarrstelle unsicher wird. Für eine Pfarrstelle braucht es 10000 Euro im Jahr und die Mittel der Kirche sind begrenzt. Nur 300000 Euro bekommt das Bischofsamt von den Gemeinden. Davon muss alles mögliche bezahlt werden: Schulen, die Fakultät. D.h. es ist kein Geld für neue Projekte da.
Jugend ist sehr wichtig, so betreibt die Kirche viele Schulen.
Auch Gemeinschaft bauen ist sehr wichtig, damit die Menschen bleiben. Denn Westeuropa zieht viele Menschen ab: Arbeitskräfte, die auch hier gebraucht werden, werden abgeworben, z.B. Krankenschwestern.

Die Gesellschaft sei desorientiert. Die Kirche habe die Aufgabe der Orientierung.

Auf jeden Fall bleiben die Alten und es müsste viel mehr Seniorenheime geben. Die Häusliche Pflege entwickelt sich stark in der ganzen reformierten Kirche. Problem im rumänischen Staat ist die finanzielle Unsicherheit. Wenn heute ein Projekt finanziell unterstützt wird, weiss man nicht ob es im nächsten Jahr auch noch so sein wird.

Zitat Bischof Kato: "Flüchtlinge?  Ja, sie kommen. Sie kommen und gehen weiter nach Deutschland, Österreich oder Frankreich. Solange die soziale Situation hier so ist wie sie ist, will hier keiner bleiben."

Als nächstes fahren wir nach Bontida (gesprochen Bonzida). Wieder eine halbe Stunde mit dem Auto raus aus der Stadt. Wieder Gespräche mit den am Projekt beteiligten.
In Bontida gibt es eine beeindruckende alte Kirche und ein riesiges altes Schloß der Familie Banffy, wo in der kommenden Woche ein riesiges Musikfestval stattfindet.
Es gibt hier eine Kindertagesstätte und ambulante Pflege. Wird von der reformierten Gemeinde für den ganzen Ort geleistet. Viele Roma nehmen die Angebote wahr und werden so auch ein wenig näher in die Dorfgemeinschaft genommen.

In diesen Wagen passen 5-8 Kinder, wenn sie von der Tagesstätte nach Hause gebracht werden.

Freitag, 19. Juni 2015

Kinderheim in Nagydobrony

Durchgerüttelt von 50 km Schlaglochpiste erreichen wir am Nachmittag das Kinderheim. Es existiert seit 1995 für Mädchen mit Behinderungen. Im Haus gibt es auch 22 Betten in Gästezimmern für Touristen, mit denen das Haus etwas Geld einnimmt.
Direktor Laslo Katko führt uns durch das Haus. Auch er liebt offensichtlich seine Arbeit. 42 Personen arbeiten hier, darunter 26 zur betreung der Bewohnerinnen und 6 Wächter für das große Gelände.
Um das Haus gibt es 9,5 ha Land, das bebaut wird und dessen Ertrag zur Eigenversorgung gebraucht und der Rest verkauft wird.
Katko ist Ingenieur, der 1995 beim Bau des Hauses beteiligt war. Bischof Gulacsy überredete ihn, das Haus zu leiten und es erwies sich als genau die richtige Arbeit für ihn.

Zitat von Albertus Lenderink über Laslo Katko:  "Ich frage mich immer, wo solche Keute die Energie her nehmen. Das hat mich hier richtig wieder aufgebaut nach dem Elend heute Morgen bei den Besuchen mit der Sozialküche."

Zitat Katko: "Ich denke, kein Oligarch kann seinen Kindern bessere Lebensmittel geben als wir hier unseren."

Direktor Katko (rechts) zeigt uns den landwirtschaftlichen Betrieb am Kinderheim
Bela Nagy verteilt Kanabberkram in unserem Namen

Überraschende Begegnung

Das steht er plötzlich in der Tür: "Püspök Ur", der alte Bischof Gulacsy aus Munkatsch, heute über 90 Jahre alt. Klein und schmal aber auch beweglich und geistig rege. Er hat damals maßgeblich die Partnerschaft der Hanauer Gemeinde mit Munkacs zusammen mit Pfarrer Schlosser gestaltet.

Bela Nagy und Bischof i.R. Gulacsy 

Unterwegs in der Karpato-Ukraine - reformiertes Gymnasium in Nagyberegi

Nun brechen wir auf mit dem VW Bus von Bela Nagy - und müssen nach kurzer Strecke gleich wieder umkehren. Zwei von uns haben ihre Pässe nicht mit. Das ist zu unsicher bei den zu möglichen Armeekontrollen.
Also Wagen wenden, noch einmal zurück und ein zweiter Start.

Die Schule hier in der Ukraine wurde 1993 mit Hilfe des ungarischen Staates gebaut, das Geld für den Betrieb der Schule kommt auch aus dem Ausland, auch Spenden aus der Schweiz und aus Holland. 21 Lehrer unterrichten hier, die 120 Schüler wohnen im Internat der Schule in Achterzimmern. Von 16-19 Uhr ist Silenzium: die Schüler sitzen still in den Klassenräumen und machen ihre Hausaufgaben. Die Schüler und Schülerinnen sind zwischen 14 und 17 Jahren alt. Die Schule ist beliebt, sie ist schon vom Gebäude her sehr modern und gut in Schuss und hat motivierte Lehrer.

Auch hier ist es wie mit allen Gespächspartnern auf unserer Reise: das Geld ist sicher nicht der Grund, dass sie hier arbeiten. Mehr verdienen könnte jeder und jede unserer Gesprächspartner/innen im Ausland. Das sie noch hier sind hat mit Verantwortung zu tun und dem Wissen, einen wichtigen Job zu machen, Werte und Kenntnisse weiterzugeben und den Menschen hier eine bessere Zukunft zu ermöglichen.

Hier treffe ich ein bekanntes Gesicht: der Direktor LasloTot war damals Vikar in Munkacs, als ich von Hanau aus mit einer Gemeindegruppe unter Leitung von Steffi Keilig und Martina Scheuffler hier war vor etwa 15 Jahren. Er ist gleichzeitig auch der Ortspastor.

Auch die Lehrer bekommen ihre Einberufungen zur Armee. Keine einfache Situation für das Kollegium, erstens dass die Gefahr besteht von jetzt auf gleich weg zu müssen und natürlich auch wegen der Angst, denn jeden Tag sterben Soldaten im Krieg in der Ostukraine.

Zitat Bernd Roters: "Man merkt, dass hier an der Schule noch eine andere Zucht herrscht. Find ich wohl gut."

Direktor Tot und Kurator Nagy.

Sozialküche in Beregszasz

In der Bäckerei am Diakoniezentrum wird Brot gebacken und es wird in der Küche Suppe gekocht. Beides wird im kleinen Lieferwagen in die Stadt gefahren und an Ausgabestellen an Bedürftige verteilt.
Bedürftige, die nicht so gut laufen können, bekommen es nach Hause geliefert, vor allem pflegebedürftige, alleinstehende Senioren. Ein durchdachtes und funktionierendes System der Hilfe! Sehr beeindruckend. Hoffnungszeichen im grauen Alltag bitter armer Menschen.

Fünfter Tag - unterwegs in der Karpato-Ukraine

Viele Projekte sind gleich um das Diakoniezentrum in Beregszasz angesiedelt: eine Bäckerei, eine Sozialküche und alles, was wir gestern gesehen haben.
Im Diakoniezentrum lernen wir Eva kennen, sie kümmert sich um die Anträge, Genehmigungen und Papiere für die Transporte. Ein gewaltiger Papierkram voller beeindruckender Stempelsammlungen, der da pro Hilfstransport erledigt werden muss. Unendlich viel Bürokratie. Immer zweisprachig: Englisch für die Organisatoren der Hilfstransporte und Ukrainisch für die Behörden.

Donnerstag, 18. Juni 2015

Heim für ledige Mütter

Im Dezember 2013 eröffnet für Mütter und Kinder in Not. Auch eine Flüchtlingsfamilie aus der Ostukraine ist hier untergebracht und wird uns vorgestellt.
Zitat Bernd Roters: "Gut das es sowas hier gibt für Mütter in Not und gut, dass es das in diesem Format, in dieser Qualität gibt."

Neben dem Mutter-Kind-Haus besteht schon ein Seniorenheim und es entsteht ein Hospiz mit Kirche - es ist ein 8 ha großes Gelände mit viel Platz für neue Projekte.

Im Obergeschoss des Heimes.
Das Schild über dem Eingang

Bela Nagy, 1. Kurator der Kirche in Beregszasz

Bela Nagy jongliert mit drei Handys und verschiedenen Gruppen gleichzeitg. Er ist der Erste Kurator: Freitag kommen Parlamentarier aus Ungarn. Erst kurz vor ihrer Ankunft bekommt er Bescheid. Aber er soll ihnen ein Programm bieten. Der Schwedische Konsul mit Familie kommt spontan vorbei und möchte natürlich den Bischof sehen, der eigentlich ein ganz anderers Programm hat. Und dazwischen auch noch wir. Ein Diakonieausschuss aus Deutschland.

Bela Nagy hat gute Beziehungen. Mit ihm kommt man schnell und problemlos über die Grenze. Uns aus Ungarn abholen gehört auch zu seinen Aufgaben.

Das ist Teil des Alltags des Ersten Kurators der Kirche die etwa 100000 Mitglieder hat. Jede einzelne der 80 Gemeinden hat einen Kurator neben dem Pfarrer, so hat auch die Kirche einen Bischof und einen Erstem Kurator. Alle Entscheidungen müssen von beiden getroffen werden. Ein 4 Augen Prinzip.

Bela Nagy ist diakonisch sehr aktiv. Die Menschen brauchen in ihrer Not Nahrungsmittelspenden und Medikamentenspenden. Tafeln und Suppenküchen werden stark nachgefragt. Er bemüht sich, den Menschen zu helfen, Belabatschi wird er oft auf der Straße angesprochen. Onkelchen Bela könnte man das übersetzen. Er gehört zur Familie. 

Bela Nagy vereint in sich ein ganzes Sozialamt vom Amtsleiter bis zum Sozialarbeiter im direkten Kontakt mit den sozialen Nöten. Wie er das schafft bleibt mir ein absolutes Rätsel. Er führt mindestens drei Leben gleichzeitig. 

Das Grundproblem ist, durch den Krieg ist alles sehr teuer und knapp geworden und die Inflation rast.1500 Grivna ist das Durchschnittseinkommen, 23 Grivna sind 1 Euro, das sind nach meiner Rechnung gerade einmal 65 Euro.

Bela Nagy hat für uns ein Programm vorbereitet und begleitet uns in der Ukraine.

Bischof Sandor Zan Fabian in Beregszasz in der Karpato-Ukraine

Wir sind gut in der Ukraine angekomnen und im Diakoniezentrum gibt es sogar wlan.
Hier treffen wir den Bischof zum Gespräch.

Am Auffälligsten ist der völlig andere Ton im Gespräch mit Bischof Sandor Zan Fabian. Kein von der Geschichte enttäuschter zorniger Ungar sitzt da vor einem, sondern ein vom Krieg im Osten des Landes beeindruckter Geistlicher. Es geht vor allem um Völkerverständigung und Frieden zwischen den Nationalitäten, nicht um das Unrecht, das die Ungarn erleiden mussten.

Die grösste Wirkung des Krieges hier im Westen des Landes ist, dass fast alle Männer zwischen 18 und 60 eingezogen werden oder auswandern. Die Dörfer sterben aus. Es gibt kein Verständnis mehr in der Bevölkerung, warum der Krieg weiter gehen soll. Es herrscht die Meinung: Sollen doch die beiden Gebiete im Osten Autonomie bekommen und in 3 bis 5 Jahren entscheiden, wohin sie gehören wollen.
Wo sieht der Bischof die Aufgabe der Kirche?
Es ist eine sehr kleine Kirche, aber überall in ihrem Gebiet gibt es Gefallene zu beklagen und Trost zu spenden. In allen Dörfern bei allen Familien, ob reformiert oder nicht, gibt es Tote. Die Kirche will Brücken bauen zwischen den Ungarn und den anderen Nationen, ein Beispiel geben für friedliches Zusammenleben. Vielleicht könnten die Russen ein Interesse haben, hier im Westen des Landes Unruhe zu sähen, wo viele Nationalitäten auf engem Raum zusammen leben. Offiziell sagt die Regierung, es ist kein Krieg sondern eine antiterroristische Aktion. Nach Meinung des Bischofs ist es Krieg. Am Anfang war großes Vertrauen in die Regierung und viele meldeten sich freiwillig für den Kampf. Heute ist da kein Vertrauen mehr in Regierung. Alle Männer bekommen die Einberufung, vorige Woche haben zum Beispiel auch 4 Pastoren ihre Einberufung bekommen.

Die Mutter des Bischofs hat schon viele Länder erlebt, die hier die Macht hatten: Slowakei , Ungarn , Sowjetunion, jetzt die Ukraine. Aber die Bevölkerung war immer friedlich miteinander. Diesen Frieden gilt es zu erhalten. Die Menschen sagen: eigentlich sind wir in der Karpato-Ukraine ein eigenes Land mit 4 Nachbarn: Polen , Slowakei, Rumänien und Ukraine.

Faktisch mache der ukrainische Staat auch viele Fehler. Einer ist die Sprachpolitik. Für viele Menschen ist Ukrainisch Fremdsprache, die meisten sprechen russisch. Und doch besteht der Staat auf ukrainisch als einzig offizielle Sprache.

Bernd Roters und Bischof Zan Fabian

Vierter Tag - auf dem Weg in die Ukraine

Heute beantwortet sich die Frage, ob wir in die Ukraine hineinkommen. Diakoniepastor Thomas Fender hat zusammen mit seinem Kollegen aus der Ökumeneabteilung der ungarischen Kirche und dem ukrainischen Partner Bela Nagy organisiert, dass wir noch in Ungarn ein reformiertes Gemeindezentrum ansteuern und wir dort von Bela Nagy abgeholt werden. Unser Wagen kann an dem Gemeindezentrum auf unsere Rückkehr warten. Klingt nach einem guten Plan. Gut, dass Thomas Fender Diakonie- und Ökumenepastor in einer Person ist!

Während wir wieder den Vormittag im Auto verbringen und auf der Autobahn durch Ungarn Richtung Osten vorwärts kommen, stellt Werner Keil fest: Hier in Ungarn haben wir gar keine Partner in der Diakonie, warum eigentlich?

Weiter im Osten wird aus der Autobahn eine Landstraße. Überall sehen wir Geschwindigkeitskontrollen. Doch wir haben Hedwig, die blecherne Stimme aus dem Navi, die gefühlt alle 30 Sekunden in den Raum ruft: Sie überschreiten die Geschwindigkeitsbeschänkung! Sie nervt, aber sie hat uns bestimmt schon einen Strafzettel eingespart. Und ich habe ja meine Kopfhörer und mein spannendes Hörbuch mit den blutrünstigen Vampirgeschichten zur Einstimmung auf Transsilvanien.
Das dämpft Hedwig Einfluss auf meine Gehörgänge.

Da ich nicht weiß, ob wir in der Ukraine Internetzugang haben werden, poste ich dies heute etwas früher und werde vielleicht erst in zwei Tagen wieder eine Blog posten können. In dem berichte ich dann über das Heim für ledige Mütter, das unsere Kirche schon so lange unterstützt und unsere Eindrücke über die Lage der reformierten Gemeinden.


"Die Mannschaft": Thomas Fender, Bernd Roters, Heiko Buitkamp, Werner Keil, Friedrich Knoop 

Mittwoch, 17. Juni 2015

Dritter Tag - weiter in den Osten der Slowakei nach Rimavska Sobota

Preisgünstig war die Übernachtung in der schönen Pension "Olymp" in Komarno (jedenfalls mit Westgehalt denke ich beim Bezahlen).

Der Tag beginnt mit einer langen Fahrt über die Landstraßen gen Osten - in wilder Fahrt immer dem Wagen des Bischofs hinterher werden wir arg durchgerüttelt in unserem Kleinbus.

In R. Sobota besuchen wir zuerst das ungarische Gymnasium, gemeinsam betrieben von Reformierten und Lutheranern. Auch diese Schule wurde nach dem Krieg verstaatlicht und ist seit den 90ern wieder in kirchlicher Hand. Als Slowaken haben die Lutheraner ihren Besitz nach 89 zurückbekommen und weil die Schule immer schon eine Kooperation war, bekamen in diesem Fall auch die Ungarn ihre Hälfte der Schule zurück.

Dem Schulbesuch folgt ein intensives Gespräch im Kirchenamt mit Bischof Faszekas und Henrietta Ibos über Diakonie in Deutschland und der Slowakei. In der Slowakei kenne man das Subsidiaritätsprinzip nicht, obwohl es offiziell auch im Gesetz stehe. Der Staat habe den Anspruch, alles zu machen. Wenn Kirche diakonisch tätig sein wolle, gäbe der Staat einen kleinen Zuschuss.

Henrietta Ibos ist seit Ende 2014 Direktorin der Diakonie. Sie ist ausgebildete Krankenschwester, in sozialer Arbeit und Supervision fortgebildet. Sie hat in ihrer Landeskirche einen Diakonieausschuss zusammengerufen und eine Umfrage unter den Gemeinden gestartet: Funktioniert das Diakoniegesetz der Kirche? Arbeitet die Gemeinde diakonisch? Kann die Gesamtkirche bei der gemeindlichen Diakonie helfen?
Sie bereitet Gründung von Diakoniestationen für ambulante Pflege vor. Also: sie bietet Beratung an.
Auch die Situation in der Karpatoukraine beschäftigt sie. Die Gemeinden der Slowakei haben unglaubliche 72000 Euro für die Gemeinden in der Westukraine gespendet. Jetzt wird mit der Kirche dort geklärt, wie das Geld den bedürftigen Gemeinden zur Verfügung gestellt werden kann. Die Not in der Westukraine ist groß weil viele Gemeindeglieder auswandern und die Inflation im Land groß ist.
Weiterbildung für Studenten im Bereich der Diakonie ist ein weiteres Anliegen der Direktorin.
Zudem will sie den Kontakt und Austausch mit der Diakonie in Tschechien, Ungarn und Polen und dazu Hilfe von europäischen Diakonischen Werken.
In diesem Zusammenhang taucht der Begriff "Eurodiakonie" auf. Eine Institution, die keiner von uns kennt. Thomas Fender wird sich darüber informieren, ob sie hilfreich sein kann für die hiesige Diakonie.

Dann stößt noch der Synodalkurator Sandor Molnar zu unserem Gesprächskreis dazu und wir besprechen die partnerschaftlichen Verbindungen zwischen den Kirchen. Neben unserer Kirche unterhält die Kirche gute Kontakte zur rheinischen Kirche, zum Gustav Adolf Werk und zu Heks.

Den Abschluss bildet ein Besuch im gut funktionierendem Seniorenheim in Chanava. Pastor Acos Nagy zeigt uns das Heim, das auch mit Hilfe unserer Kirche gebaut wurde, anschließend lädt er uns in seinem Pfarrhaus zum Abendessen ein. An diesem Abend verabschiedet sich Bischof Faszekas von uns, der uns viel Zeit gewidmet hat.

Bischof Faszekas und Direktorin Ibos 

Dienstag, 16. Juni 2015

Abend des zweiten Tages

Ok. es gab auch noch ein köstliches Abendessen und eine wunderbare Weinprobe im Weinberg in der Slowakei - aber darüber schreibe ich hier nichts...

Montag, 15. Juni 2015

Zweiter Tag - Besuch in einer geteilten Stadt

Heute geht es also richtig los. Wir werden in Komarno in der Slowakei erwartet. Ein Gespräch mit Bischof Laszlo Faszekas und Ökumenepastor Attila Palcso steht auf dem Programm. Weit ist es nicht von Budapest nach Komarom, kurz ist auch der Weg von der Grenze zu unserem Ziel in der Slowakei - aus dem ungarischen Komarom über die Donau und schon ist man aus Ungarn raus in Komarno, Sitz des ungarisch sprechenden reformierten Bischofs in der Slowakei. Komarno und Komarom - eine geteilte Stadt.
Aus dem Gespräch mit Bischof Faszekas:
Es gab immer schon enge Kontakte, die ErK förderte die Diakonenausbildung. In Zukunft werden die Pastoren Palcso und Fender die kirchlichen Kontakte erhalten.
Faszekas ist seit 2009 Bischof, die reformierte Kirche in der Slowakei hat 100000 Mitglieder, davon 85000 Ungarn. Insgesamt gehören 76 % der Slowaken zu einer Kirche - im Gegensatz zu Tschechien ist die Slowakei ein kirchliches Land. Die reformierte Kirche ist im Süden der Slowakei an der Grenze nach Ungarn auf 9 Seniorate verteilt. Es gibt in der Slowakei Spannungen zwischen den Slowaken und der Minderheit der Ungarn. Innerhalb der reformierten Kirche gibt es Spannungen zwischen den Ungarn und der Minderheit der Slowaken. Seit 2007 gibt es eine anerkannte ungarisch-sprachige theologische Fakultät in Komarno, hier arbeitet auch ein deutscher Professor, Bernhard Kaiser, für 10 Tage im Monat.
Insgesamt ist es nicht sehr lukrativ, ref. Pastor zu werden: 330 Euro verdient ein junger Pastor. Nach 10 Jahren maximal 480 Euro. Weit unter dem Schnitt in der Slowakei, der bei 850 Euro liegt. Macht den Beruf nicht attraktiv. Den Lohn zahlt übrigens der Staat nach einem unveränderten Gesetz aus dem Jahr 1949.

Als ungarisch-reformierter Bischof wird man anders behandelt als der lutherische oder der katholische. Der Dialog mit der Regierung ist deutlich komplizierter. 

Am Nachmittag besuchen wir ein Haus für Tagespflege in Tany (slowakisch Ton), gegründet von Pastor György Csik, 2005-2014 gebaut. Das Haus braucht noch Unterstützung bis es sich selber tragen kann. Helfer sind willkommen!

Schließlich noch in Komarno das Waisenhaus "Timotheus" der Kirche aus den 30er Jahren. Durch Benesch-Dekret nach dem 2. Weltkrieg verstaatlicht. 2007 verabschiedete die Slowakei ein Gesetz, dass die Beneschdekrete weiter gelten, um Rückgaben zu vermeiden. Das Heim wurde der Stadt gegeben, die Stadt verkaufte es für 1 Krone an die Kirche. Es war total verfallen, wird seit 2006 von der Kirchengemeinde renoviert und soll ein Seniorenheim werden. Bischof Faszekas ist seit 1991 Pastor in Komarno. 

Zitate des Tages:

Pastor Csik: "Auf dem Papier ist das hier EU. In Wirklichkeit ist es etwas ganz anderes."

Bischof Faszekas: "Jeder Bischof baut sein Altersheim."

Fazit dessen, was uns in den Gesprächen vermittelt wird: Es gibt 2 Punkte, als Kirche Schwierigkeiten in der Slowakei zu haben: Reformiert sein und ungarisch sein.

Bischof Faszekas

Unser Tag in Budapest

Im Rückblick auf den Tag dieses Bild von unserem Mittagessen in der Markthalle in Budapest.

Sonntag, 14. Juni 2015

Erster Tag

Der Montag beginnt früh. Kurz vor 4. Eine Tasse Kaffee im Hotel, dann rüber in die Abflughalle. Erkenntnisse des Morgens: unser Diakoniepastor Thomas Fender hat einen ziemlich schnellen Schritt und ausgerechnet Albertus Lenderink, der älteste unserer Gruppe, muss am Sicherheitscheck  zur Spezialuntersuchung.
Während wir auf den Abflug warten unterhalten wir uns über die kommenden Tage: wie werden sich wohl Aufwand und Ertrag der Fahrt beschreiben lassen? Was erwartet uns in den verschiedenen Ländern? Wie ist die Diakonie jeweils aufgestellt? Wie gehen die Länder mit ihren sozialen Problemen um? Was wird von der Kirche erwartet?
Bei der Ankunft in Budapest gleich das erste Problem: obwohl gebucht, darf der Leihwagen nicht in die Ukraine fahren. Ich hoffe, wir werden dennoch in das Land hineinkommen. Vielleicht können wir den Wagen an der Grenze zurücklassen?
Was bleibt sonst von diesem Tag? Budapest, Paris des Ostens, einfach nur schön. Dank an Friedrich Knoop, der sich hier so gut auskennt und uns schöne Seiten der Stadt gezeigt hat.

Beginn der Fahrt

Am Sonntagnachmittag bringt mich meine Frau zum Bahnhof in Rinteln. Wartend auf den Zug schauen wir noch einmal auf den Reiseplan. Wann werde ich wo sein? In der Ukraine werde ich das Handy nicht nutzen können. Die Slowakische Republik, Ungarn und Rumänien sind EU Länder und im Handytarif mit drin. Zweieinhalb Tage Ukraine sind geplant, zweieinhalb Tage ohne Telefon und Internet, oder gibt es vielleicht irgendwo wlan? Der erste Tag scheint dem eingewöhnen zu dienen. Montag in aller Frühe mit dem Flugzeug nach Budapest und Dienstag geht es weiter in die Slowakei. Ein Tag in Budapest liegt vor uns.

Freitag, 12. Juni 2015

Vor der Fahrt

Am Montag geht es los. Als Teil einer 6köpfigen Gruppe des Diakonieausschusses unserer Evangelisch-reformierten Kirche fahre ich über Ungarn in die Slowakische Republik, die Ukraine und Rumänien.
Was erwartet uns? Wir besuchen Projekte, die von der Diakonie unserer Kirche unterstützt werden und lernen endlich einmal persönlich die Menschen kennen, die diese Projekte tragen.
Ich persönlich freue mich natürlich, Klausenburg wiederzusehen, und besonders spannend wird sicherlich die Situation in der Ukraine sein. Vor etwa 15 Jahren war ich das letzte Mal in der Westukraine, wo die Hanauer Gemeinde partnerschaftliche Beziehungen zur Gemeinde in Munkacs unterhielt und Hanauer bis heute ein sehr erfolgreiches medizinisches Hilfsprojekt betreiben: http://www.medizinhilfe-karpato-ukraine.de/home.html